Thomas Latzel zeigt Stadtfilmszenen in Auflösung. Diese Bilder machen sichtbar, wie wenig Stadtkarten und andere fertige Strukturen über die urbane Vermischung wissen. Latzel hält Räume fest, Orte im Tun, in Bewegung. Seine Bilder bestreiten die Existenz einer privilegierten Position des Betrachtens. Praktisch passiert das Erkennen im Bild kontraintuitiv: Je großer der Abstand zwischen Betrachter und Bild, desto klarer treten Formen zutage. So zeigt er etwas, das man als geschichtlichen Blick oder zeitliches Sehen beschreiben könnte:
Die Distanz zum Bild erlaubt Urteile über das Geschehen. Die unmittelbare Konfrontation gibt dem schlussfolgernden Denken kaum Erkenntnischancen. Nähe bedeutet in diesem Kontext ein Aufgehen der Begriffe, das Treffen mit dem nicht Formulierbaren. Dieses Phänomen ist die Wirklichkeit der als urbanes Zeitalter ausgerufenen Epoche. Latzel scheint beständig die offene Frage „nach dem Ding“ mit sich zu tragen: Was ist das eigentlich – Auto oder Blumentopf?
Zeichnungen veranschaulichen nicht die Dinge der Welt, sie zeigen Ideen. Damit wird die Zeichnung weniger Form oder Darstellung als die Art und Weise Form zu sehen, sie ist der Zugang zur Idee, lässt Faktum werden was unsichtbar ist.
Im Nicht-Form-Werden stillt die Zeichnung keinen Hunger, sie reißt mit, sie ist ihre beständige Überschreitung.
Welche Frage stellt die Zeichnung? Wer bist du im Anschauen?
Wir fliegen Sie überall hin, Sie kommen jedoch nirgendwo an.
Zieht die Zeichnung in Karten ein, stört sie deren Beständigkeit. Bewohnt die Zeichnung die Meere der Welt, wird sie zur Beschwörerin der Sehnsucht nach dem Fremden, benennt das Meer in seinem unbestimmten Wesen. Die gezeichneten Geburten einer Meereskarte erinnern an die Unbefriedigtheit im Umgrenzten.
Geboren in Wien. Studium an der Kunstuniversität Linz, MK METALL bei Prof. Helmuth Gsöllpointner. Kooperationen mit verschiedenen Künstlergruppen unter anderen ETIKETT, TIME`S UP und seit 2009 Design-Projekte und Austellungsgestaltungen mit der Gruppe PAPPLAB.
Materialen schaffen Welt. Im Angreifen, Sehen und Verändern passiert Gestaltung, Dinge verwandeln sich, neue Einsichten werden möglich. Das Angreifen von »Stoff« schafft unmittelbare Wahrnehmungen und erlaubt in diesem Sinn Konzept im Tun zu erschaffen, nicht Denken anzuwenden. In diesem Sinne war die Bearbeitung und das Wissen um Materilien immer Grundlage meines Kunstschaffens, ein Verständnis von den Dingen der Ausgangspunkt jedes Reflexions- und konzeptuellen Prozesses.